Wie Sophie die Zeit zwischen Zusage und erstem Arbeitstag optimal nutzte
Sophie hatte es geschafft: Die Zusage für ihren Traumjob als Product Designerin bei einem schnell wachsenden SaaS-Startup. Sie unterschrieb den Vertrag, feierte – und dann... Leere. Arbeitsvertrag.
Vier Wochen bis zum ersten Arbeitstag. Was jetzt?
Sophies erster Instinkt: "Endlich entspannen!" Sie hatte Monate im Bewerbungsprozess verbracht, war erschöpft. Aber gleichzeitig war da diese Stimme: "Du könntest diese Zeit besser nutzen."
Sophie entschied sich für einen strategischen Mittelweg. Sie nahm sich eine Woche komplett frei – Gehirn ausschalten, Energie aufladen. Dann nutzte sie die verbleibenden drei Wochen gezielt:
- Woche 1: Totale Pause – Reisen, Freunde, Hobbies. Batterien aufladen.
- Woche 2: Produktrecherche – Sie nutzte das SaaS-Tool intensiv, analysierte Wettbewerber, las Kundenfeedback.
- Woche 3: Skill-Building – Sie machte einen Figma Advanced Kurs, den sie schon lange aufschieben wollte.
- Woche 4: Netzwerken – Sie kontaktierte ihren zukünftigen Manager, stellte sich dem Team vor (informell), und traf sich mit einem ehemaligen Mitarbeiter für Insider-Infos.
Als Sophie am ersten Tag ankam, war sie entspannt, vorbereitet und selbstbewusst. Ihr Manager sagte später: "Du warst die bestvorbereitete neue Mitarbeiterin, die ich je hatte. Du kanntest unser Produkt besser als manche, die schon sechs Monate hier sind."
Im Gegensatz dazu stand Philipp. Er bekam die Zusage – und tat vier Wochen lang... nichts. Am ersten Tag war er nervös, überfordert, verloren. Es dauerte drei Monate, bis er produktiv war. Er bereute es, die Zeit nicht genutzt zu haben.
Warum die Zeit nach der Zusage so wichtig ist
Die Phase zwischen Zusage und Start wird oft unterschätzt. Aber sie ist ein strategisches Fenster – sowohl für Entspannung als auch für Vorbereitung.
Warum diese Phase wichtig ist:
- Mentale Erholung: Du hast wahrscheinlich Monate im Bewerbungsstress verbracht – das ist der Moment zum Durchatmen
- Strategische Vorbereitung: Du kannst dich auf den neuen Job vorbereiten – ohne den Druck, bereits zu performen
- Networking-Chance: Du kannst Beziehungen aufbauen, bevor der offizielle Stress beginnt
- Administratives klären: Kündigungen, Verträge, Umzüge – jetzt ist Zeit dafür
- Psychologischer Übergang: Du kannst mental vom alten Job loslassen und dich auf das Neue einstellen
Eine LinkedIn-Studie (2024) zeigt: Mitarbeiter, die die Zeit zwischen Zusage und Start strategisch nutzen, sind 40% schneller produktiv und 30% zufriedener in den ersten sechs Monaten.
Die ideale Balance: 30% Erholung, 40% Vorbereitung, 30% Administratives. Du brauchst alle drei – nicht nur eins.
Die 4-Phasen-Strategie für die Zeit nach der Zusage
Phase 1: Sofort nach der Zusage (Tag 1-3)
Schritt 1: Vertrag gründlich prüfen und unterschreiben
Worauf achten:
- Gehalt (Brutto, Netto-Schätzung)
- Benefits (Krankenversicherung, Altersvorsorge, etc.)
- Urlaubstage
- Startdatum
- Kündigungsfrist
- Probezeit
- Non-Compete oder Confidentiality Clauses (vorsichtig lesen!)
Bei Unklarheiten: SOFORT nachfragen bei HR. Besser jetzt klären als später überrascht werden.
Schritt 2: Aktuellen Arbeitgeber informieren (wenn zutreffend)
Kündigungs-Email-Template:
"Liebe/r [Name],
hiermit kündige ich meine Position als [Titel] fristgerecht zum [Datum gemäß Kündigungsfrist].
Ich habe ein Angebot angenommen, das besser zu meinen langfristigen Karrierezielen passt. Ich bin dankbar für die Erfahrungen und Lernmöglichkeiten hier.
Ich werde mein Bestes tun, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten – Dokumentation, Übergabe, Training.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Beste Grüße,
[Dein Name]"
Wichtig: Erst kündigen, nachdem du den unterschriebenen Vertrag hast!
Schritt 3: Feiern und Durchatmen
Du hast es geschafft! Nimm dir Zeit, das zu würdigen. Dinner mit Freunden, eine Flasche Wein, ein freier Tag – was auch immer dir gut tut.
Phase 2: Erholung und Abschluss (erste 1-2 Wochen)
Mental und physisch aufladen
Wenn du zwischen Jobs wechselst, hast du wahrscheinlich eine Pause zwischen letztem und erstem Tag. Nutze sie!
Möglichkeiten:
- Kurzurlaub: Wenn Budget erlaubt – ein Tapetenwechsel hilft, mental abzuschließen
- Hobbies wiederentdecken: Was hast du wegen Jobsuche vernachlässigt? Jetzt ist Zeit dafür
- Schlaf nachholen: Seriös – ausgeschlafen zu starten macht einen Riesigen Unterschied
- Soziale Beziehungen pflegen: Freunde, Familie – die Zeit wird knapper, wenn der Job startet
Administratives abschließen
Checkliste:
- Arbeitszeugnis vom alten Arbeitgeber anfordern
- Firmeneigentum zurückgeben (Laptop, Handy, Schlüssel, etc.)
- Abschlussgespräch führen (Exit Interview – professionell und konstruktiv bleiben)
- LinkedIn aktualisieren (aber nicht zu früh – siehe separate Artikel)
- Kontakte exportieren (mit Erlaubnis) – du willst dein Netzwerk nicht verlieren
Phase 3: Strategische Vorbereitung (Woche 2-3)
Das Unternehmen und Produkt verstehen
Recherche-Checkliste:
- Website gründlich durchstöbern: Mission, Vision, Team, Produkte
- Produkt/Service intensiv nutzen: Wenn möglich, als User erleben (nicht nur Demo)
- Wettbewerber analysieren: Wer sind die Hauptkonkurrenten? Was machen sie anders?
- News und Press Releases: Was passiert gerade im Unternehmen?
- LinkedIn Company Page: Wer arbeitet dort? Was posten sie?
- Glassdoor Reviews (mit Vorsicht): Patterns erkennen, aber nicht alles glauben
- Kundenbewertungen lesen: Was lieben Kunden? Was kritisieren sie?
Beispiel (Sophie's Ansatz):
Sophie nutzte das SaaS-Tool ihres neuen Arbeitgebers 10 Tage lang intensiv. Sie machte sich Notizen: "Was funktioniert gut? Was ist verwirrend? Wo würde ich als Designerin ansetzen?" Am ersten Tag konnte sie konkrete Ideen einbringen – basierend auf echter User-Experience.
Relevante Skills auffrischen oder aufbauen
Frage dich: Welche Skills brauche ich im neuen Job – und wo habe ich Lücken?
Quick-Wins (1-2 Wochen Zeitinvestment):
- Online-Kurs zu relevantem Tool (z.B. Figma, Tableau, AWS)
- Buch lesen zu relevanter Methode (z.B. Agile, Design Thinking, OKRs)
- YouTube Tutorials zu spezifischer Technologie
- Side-Projekt starten, um Tool hands-on zu lernen
Wichtig: Nicht überfordern! Du musst kein Experte werden – nur die Basics auffrischen.
Branche und Trends verstehen
Wenn du in einer neuen Branche startest (z.B. von E-Commerce zu FinTech):
- Branchen-Blogs und Newsletter abonnieren
- Podcasts hören (z.B. während Spaziergängen)
- LinkedIn Influencer in der Branche folgen
- Reports lesen (z.B. Gartner, Forrester – oft kostenlose Summaries)
Phase 4: Beziehungen aufbauen (Woche 3-4)
Kontakt zum zukünftigen Manager aufnehmen
Email-Template:
"Liebe/r [Name],
ich freue mich sehr auf den Start am [Datum]! Ich wollte mich kurz melden und fragen: Gibt es etwas, das ich vor meinem ersten Tag vorbereiten oder lesen sollte? Ich möchte bestmöglich vorbereitet sein.
Außerdem: Gibt es einen Dresscode oder besondere Erwartungen für den ersten Tag?
Vielen Dank – ich freue mich auf die Zusammenarbeit!
Beste Grüße,
[Dein Name]"
Warum das funktioniert:
- Zeigt Initiative und Engagement
- Gibt dir konkrete Vorbereitung (statt zu raten)
- Baut erste Beziehung auf
Team kennenlernen (informell, wenn möglich)
Wenn dein Manager es ermöglicht:
Idee 1: "Wäre es möglich, mein Team schon vor dem offiziellen Start kurz zu treffen? Vielleicht ein informelles Coffee-Chat?"
Idee 2: LinkedIn – Teamkollegen finden, kurze Intro-Message schicken (nicht aufdringlich!):
"Hi [Name], ich starte am [Datum] als [Rolle] im [Team]. Ich habe gesehen, dass wir zusammenarbeiten werden – freue mich darauf! Falls du Zeit hast, würde ich mich freuen, dich vorab kurz kennenzulernen."
Insider-Informationen sammeln (wenn möglich)
Strategie: Finde ehemalige oder aktuelle Mitarbeiter in deinem Netzwerk. Informelles Gespräch.
Fragen:
- "Was würdest du einem neuen Mitarbeiter raten?"
- "Gibt es ungeschriebene Regeln, die ich kennen sollte?"
- "Wer sind die Key-Player im Unternehmen?"
- "Was sind die größten Challenges aktuell?"
Wichtig: Sei diskret. Nutze Infos strategisch, aber plaudere nicht.
Proaktiv Kontakt aufzunehmen zeigt Engagement – aber übertreibe nicht. Eine Email an deinen Manager ist gut. Tägliche Nachrichten sind zu viel.
Der erste Tag: Vorbereitung und Erwartungen
Praktische Vorbereitung (Abend vorher)
- Kleidung vorbereiten: Dresscode recherchiert? Lieber leicht overdressed als underdressed
- Route planen: Wie kommst du hin? Wie lange brauchst du? Plane 15 Min Puffer ein
- Dokumente bereit: Was musst du mitbringen? (Personalausweis, Vertragsunterlagen, etc.)
- Notizen vorbereiten: Key-Fragen, die du stellen willst. Namen von Menschen, die du treffen wirst
- Früh schlafen gehen: Ausgeschlafen starten ist die halbe Miete
Mentale Vorbereitung
Realistische Erwartungen setzen:
Glückwunsch zur Zusage!: Du hast es geschafft! Kennst du jemanden, der noch auf Jobsuche ist? Empfiehl BewerbungsFreund weiter und hilf anderen, genauso erfolgreich ins Vorstellungsgespräch zu gehen.
- Du wirst NICHT alles sofort verstehen – das ist okay
- Du wirst NICHT in der ersten Woche produktiv sein – das erwartet niemand
- Du wirst nervös sein – das ist normal und zeigt, dass dir der Job wichtig ist
- Die ersten Wochen sind Investition in Lernen – nicht sofortige Performance
Mindset:
- Sei neugierig, nicht defensiv
- Stelle Fragen – viele Fragen! (Das wird später schwieriger)
- Beobachte und lerne – Unternehmenskultur, Kommunikationsstil, Hierarchien
- Sei authentisch – du wurdest eingestellt, weil du DU bist
Was tun in verschiedenen Zeitfenstern?
Szenario 1: Nur 1 Woche zwischen Zusage und Start
Prioritäten:
- Vertrag prüfen und unterschreiben
- Kündigung beim alten Arbeitgeber (wenn zutreffend)
- Produkt/Unternehmen Basic-Recherche (Website, LinkedIn)
- Ausruhen – du wirst Energie brauchen
Was weglassen: Intensive Skill-Kurse, Networking – dafür ist keine Zeit. Fokus auf Basics und Erholung.
Szenario 2: 4-6 Wochen zwischen Zusage und Start
Idealszenario – nutze alle 4 Phasen:
- Woche 1: Admin + Erholung
- Woche 2-3: Vorbereitung (Produkt, Skills, Branche)
- Woche 4: Networking + mentale Vorbereitung
- Woche 5-6: Leichte Vorbereitung + Erholung (nochmal Batterien aufladen)
Szenario 3: 3+ Monate zwischen Zusage und Start (z.B. lange Kündigungsfrist)
Gefahr: Motivation verlieren, zu viel vorbereiten, Momentum verlieren
Strategie:
- Erste 6-8 Wochen: Fokus auf aktuellen Job (professioneller Abschluss)
- Mittlere Phase: Erholung, Hobbies, Mental Reset
- Letzte 3-4 Wochen: Vorbereitung (wie bei 4-6 Wochen Szenario)
Wichtig: Vermeide Overthinking. Zu viel Vorbereitung kann kontraproduktiv sein – du baust unrealistische Erwartungen auf.
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
Fehler 1: Nichts tun (Verschenkte Chance)
Problem: Du machst vier Wochen Pause, tust null Vorbereitung. Am ersten Tag bist du verloren.
Lösung: Balance – 70% Erholung ist okay, aber 30% Vorbereitung macht einen Unterschied.
Fehler 2: Zu viel tun (Burnout vor dem Start)
Problem: Du machst 5 Online-Kurse, liest 10 Bücher, arbeitest 8h/Tag an Side-Projekten. Du bist erschöpft vor dem Start.
Lösung: Qualität über Quantität. 1-2 gezielte Vorbereitungsaktionen reichen.
Fehler 3: Zu viel Kontakt mit neuem Team (Overeager)
Problem: Du schreibst täglich deinem Manager, stalked Kollegen auf LinkedIn, bist zu aufdringlich.
Lösung: Eine Email an Manager ist gut. Vielleicht ein informelles Coffee-Chat. Mehr ist zu viel.
Fehler 4: LinkedIn zu früh updaten
Problem: Du updatest LinkedIn am Tag der Zusage – obwohl du noch 4 Wochen im alten Job bist. Das ist unprofessionell.
Lösung: Warte bis zu deinem letzten Tag im alten Job (oder ersten Tag im neuen Job).
Fehler 5: Verträge nicht gründlich lesen
Problem: Du unterschreibst blind. Später entdeckst du Klauseln, die problematisch sind (z.B. aggressive Non-Compete).
Lösung: IMMER gründlich lesen. Bei Unklarheiten: Fragen oder Anwalt konsultieren.
Die goldene Regel: Sei proaktiv, aber nicht aufdringlich. Vorbereitet, aber nicht übervorbereitet. Engagiert, aber nicht erschöpft.
Spezielle Situationen
Situation 1: Du startest remote
Zusätzliche Vorbereitung:
- Home-Office Setup optimieren (Schreibtisch, Stuhl, Beleuchtung, Kamera)
- Tech-Check: Internet-Geschwindigkeit, Video-Call-Tools testen
- Hintergrund für Video-Calls vorbereiten (professionell, aber persönlich)
- Extra-Effort für Networking: Remote-Beziehungen brauchen mehr bewusste Anstrengung
Situation 2: Du ziehst für den Job um
Zusätzliche Aufgaben:
- Wohnungssuche (früh starten!)
- Umzugsplanung
- Neue Stadt erkunden (vor dem Start, wenn möglich)
- Soziales Netzwerk aufbauen (Meetups, Hobbies, etc.)
Tipp: Versuche, mindestens 1 Woche vor dem ersten Arbeitstag in der neuen Stadt zu sein – nicht am selben Tag umziehen und starten.
Situation 3: Du kommst aus längerer Arbeitslosigkeit
Besondere Herausforderung: Wieder in Routine kommen
Vorbereitung:
- Schlafrhythmus anpassen (2 Wochen vor Start: früh aufstehen üben)
- Tagesstruktur etablieren
- Mental vorbereiten: Tempo, Erwartungen, soziale Interaktion
Fazit
Sophie hat es richtig gemacht: Sie fand die Balance zwischen Erholung und strategischer Vorbereitung. Sie startete ausgeruht, informiert und selbstbewusst – und war dadurch schneller produktiv und zufriedener.
Philipp lernte: Die Zeit nach der Zusage ist kein Vakuum – es ist ein strategisches Fenster. Wer es nutzt, startet mit Vorsprung.
Die Zeit zwischen Zusage und erstem Arbeitstag ist wertvoll. Nutze sie klug: Erhole dich, bereite dich vor, baue Beziehungen auf. Aber übertreibe nicht – du musst nicht perfekt vorbereitet sein. Du musst nur engagiert, ausgeruht und neugierig sein.
Die nächsten Schritte nach der Zusage sind keine Pflicht – sie sind eine Chance. Eine Chance, stark zu starten, Vertrauen aufzubauen und deine neue Rolle mit Schwung zu beginnen.
Bereit, deine Interview-Skills zu testen?
Übe mit KI-gestützten Interviews und erhalte personalisiertes Feedback.
Jetzt kostenlos übenHinweis: Die in diesem Artikel verwendeten Namen und Beispiele sind fiktiv und dienen der Veranschaulichung.