Die E-Mail, die niemand lesen will
"Sehr geehrter Herr Hartmann, vielen Dank für Ihr Interesse an der Position als Senior Consultant bei unserer Firma. Nach sorgfältiger Überlegung haben wir uns entschieden, mit anderen Kandidaten fortzufahren. Wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihre weitere Karriere."
Tobias starrte auf den Bildschirm. Zwei Wochen Vorbereitung. Drei Interviewrunden. Fünf Stunden seiner Lebenszeit. Und jetzt diese vier unpersönlichen Sätze. Seine Hand zitterte leicht, als er das Laptop zukla appte. Vorbereitung.
Ein gescheitertes Vorstellungsgespräch fühlt sich an wie eine persönliche Ablehnung. Aber es ist keine. Es ist ein Datenpunkt, eine Lernerfahrung, ein Schritt auf dem Weg zum richtigen Job. Die Frage ist nicht ob, sondern wie du damit umgehst. Dieser Artikel zeigt dir, wie du aus Absagen lernst, deine Strategie optimierst und beim nächsten Mal besser abschneidest. Absage.
Phase 1: Die ersten 24 Stunden – Emotionen zulassen, aber nicht darin versinken
Tobias machte erst mal alles falsch. Er grübelte stundenlang, was er hätte anders machen können. Er scrollte durch LinkedIn und sah, wie seine Kommilitonen Jobangebote posteten. Er zweifelte an seinen Fähigkeiten. "Vielleicht bin ich einfach nicht gut genug."
Der emotionale Crash ist normal
Enttäuschung, Frustration, Selbstzweifel – all das ist vollkommen normal. Ablehnung tut weh, besonders nach intensiver Vorbereitung. Katharina, eine Karrierecoach aus Hamburg, erklärt: "Die meisten Menschen unterschätzen den emotionalen Impact einer Jobabsage. Sie fühlen sich nicht nur abgelehnt, sondern auch inkompetent. Dabei hat eine Absage oft gar nichts mit Kompetenz zu tun."
Gib dir 24 Stunden, um enttäuscht zu sein. Sprich mit Freunden, lass Dampf ab, gönn dir etwas Gutes. Aber setze dir eine Grenze: Nach einem Tag gehst du in den Analysemodus.
Was Sophia anders machte
Sophia erhielt zur gleichen Zeit eine Absage – für ihren Traumjob als UX Designerin bei einem bekannten Startup. Sie war enttäuscht, aber sie hatte einen Plan. Sie erlaubte sich einen Abend, um frustriert zu sein. Sie rief ihre beste Freundin an, sie aß Pizza, sie schaute ihre Lieblingsserie. Am nächsten Morgen setzte sie sich mit einem Kaffee an ihren Schreibtisch und öffnete eine neue Notiz: "Was kann ich aus diesem Interview lernen?"
Diese mentale Umstellung – von "Ich bin gescheitert" zu "Was kann ich verbessern?" – ist der entscheidende erste Schritt.
Die 24-Stunden-Regel: Erlaube dir einen Tag, um emotional zu reagieren. Danach schalte in den Lösungsmodus. Setze dir einen festen Zeitpunkt (z.B. nächster Morgen, 9 Uhr), an dem du mit der Analyse beginnst.
Phase 2: Die Fehleranalyse – Wo lag das Problem wirklich?
Die meisten Menschen machen hier einen Fehler: Sie übernehmen blind die Schuld, ohne zu analysieren, ob die Schuld überhaupt bei ihnen lag.
Drei Kategorien von "gescheiterten" Interviews
Kategorie 1: Du warst nicht der richtige Fit
Manchmal passt es einfach nicht. Die Unternehmenskultur, die Teamdynamik, die Erwartungen – all das kann dazu führen, dass du, obwohl du gut bist, nicht der richtige Kandidat für diese spezielle Position bist.
Beispiel: Martin bewarb sich als Entwickler bei einem Fintech-Startup. Er war technisch hervorragend, aber das Startup suchte jemanden, der auch Vertriebstätigkeiten übernehmen wollte. Martin wollte rein technisch arbeiten. Das ist keine "Ablehnung" – das ist ein Mismatch.
Kategorie 2: Es gab einen besseren Kandidaten
Manchmal bist du gut, aber jemand anderes war besser oder passender. Das heißt nicht, dass du schlecht warst. Es heißt nur, dass die Konkurrenz stark war.
Beispiel: Sophia war in der engeren Auswahl für die UX-Position. Sie erfuhr später durch einen Kontakt, dass der erfolgreiche Kandidat fünf Jahre Erfahrung in genau dem Tool hatte, das das Unternehmen nutzte. Sophia hatte nur zwei Jahre Erfahrung damit. Keine Frage der Qualität – eine Frage der spezifischen Anforderungen.
Kategorie 3: Du hast tatsächlich Fehler gemacht
Und dann gibt es die Fälle, in denen du objektiv Fehler gemacht hast: Du warst unvorbereitet, du hast wichtige Fragen nicht beantworten können, du hast in der Präsentation versagt, du warst unpünktlich.
Nur diese dritte Kategorie ist wirklich relevant für deine Verbesserung. Und selbst hier gibt es unterschiedliche Fehlertypen:
- Fachliche Lücken: Du konntest technische oder inhaltliche Fragen nicht beantworten
- Kommunikationsprobleme: Du hast dich unklar ausgedrückt, zu viel oder zu wenig geredet
- Soft-Skill-Defizite: Du wirktest unsicher, arrogant, desinteressiert
- Unzureichende Vorbereitung: Du kanntest das Unternehmen nicht, hattest keine Fragen, keine Beispiele
Die Reflexionsmethode: Das "5-Why"-Framework
Sophia nutzte eine Methode aus dem Lean Management, die "5-Why"-Technik. Sie stellte sich fünfmal die Frage "Warum?", um zur Wurzel ihres Problems zu kommen.
Frage 1: "Warum habe ich die Stelle nicht bekommen?"
Antwort: "Weil ich in der Design-Challenge nicht überzeugt habe."
Frage 2: "Warum habe ich in der Design-Challenge nicht überzeugt?"
Antwort: "Weil meine Lösung zu theoretisch war und nicht genug auf die spezifischen Nutzerbedürfnisse einging."
Frage 3: "Warum war meine Lösung zu theoretisch?"
Antwort: "Weil ich die Aufgabenstellung nicht richtig verstanden habe und direkt losgelegt habe, ohne Rückfragen zu stellen."
Frage 4: "Warum habe ich keine Rückfragen gestellt?"
Antwort: "Weil ich dachte, Rückfragen würden mich inkompetent wirken lassen."
Frage 5: "Warum dachte ich das?"
Antwort: "Weil ich unter Druck nervös werde und dann falsche Annahmen treffe."
Die Kernursache war also nicht fehlendes Design-Können, sondern Nervosität und eine falsche Annahme über Rückfragen. Das ist eine wichtige Erkenntnis – denn jetzt weiß Sophia, woran sie arbeiten muss.
Reflexions-Template: Erstelle ein Dokument mit drei Spalten: "Was lief gut?", "Was lief schlecht?", "Was mache ich beim nächsten Mal anders?" Sei spezifisch. Statt "Ich war nervös" schreibe "Ich habe in den ersten 10 Minuten zu schnell gesprochen und Fragen nicht vollständig angehört."
Phase 3: Feedback einholen – die unbequeme, aber wertvolle Wahrheit
Tobias machte nie den Schritt, Feedback einzuholen. Er schämte sich zu sehr. Sophia hingegen schrieb zwei Tage nach ihrer Absage eine höfliche E-Mail an die HR-Verantwortliche: konstruktives Feedback.
"Sehr geehrte Frau Weber,
vielen Dank für die Rückmeldung. Auch wenn ich natürlich enttäuscht bin, respektiere ich Ihre Entscheidung. Da ich mich stetig weiterentwickeln möchte, würde ich mich sehr über konstruktives Feedback zu meinem Interview freuen. Gibt es Bereiche, in denen ich mich verbessern könnte?
Ich wäre Ihnen für jede Rückmeldung dankbar, auch wenn es nur ein paar Stichpunkte sind.
Mit freundlichen Grüßen
Sophia Müller"
Warum viele Unternehmen kein Feedback geben
Vorab: Nicht jedes Unternehmen wird antworten. Viele haben Richtlinien, die detailliertes Feedback verbieten – aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen oder einfach aus Zeitmangel. Aber manche antworten. Und selbst wenn sie es nicht tun, zeigt deine Anfrage Professionalität.
Was Sophia erfuhr
Frau Weber antwortete tatsächlich:
"Liebe Frau Müller,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre Offenheit. Ihr Portfolio und Ihre Erfahrung sind beeindruckend. Im Interview selbst hatten wir das Gefühl, dass Sie in der Design-Challenge sehr schnell zu einer Lösung kamen, ohne die Aufgabenstellung vollständig zu durchdringen. Wir hätten uns mehr Rückfragen und eine strukturiertere Herangehensweise gewünscht.
Das soll kein hartes Urteil sein – Sie haben großes Potential. Für zukünftige Gespräche: Nehmen Sie sich Zeit, die Aufgabe zu verstehen, stellen Sie Fragen, und erklären Sie Ihren Denkprozess laut.
Alles Gute!"
Dieses Feedback war Gold wert. Sophia wusste jetzt genau, was sie verbessern musste. Und sie bekam sogar konkrete Empfehlungen.
Alternativen, wenn das Unternehmen nicht antwortet
Falls du kein Feedback vom Unternehmen bekommst, nutze andere Quellen:
- Freunde oder Mentoren: Bitte jemanden, ein Mock-Interview mit dir zu führen, und hole dir ehrliches Feedback.
- Professionelle Karrierecoaches: Eine Session kann 100-300 Euro kosten, aber das Investment lohnt sich, wenn du wiederholt scheiterst.
- Videoaufnahmen: Nimm dich bei Übungsinterviews auf. Es ist unangenehm, sich selbst zu sehen, aber enorm lehrreich.
- Peer-Feedback-Gruppen: Es gibt Online-Communities und lokale Meetups, wo Leute gemeinsam Interviews üben und Feedback geben.
Phase 4: Systematische Verbesserung – vom Fehler zur Kompetenz
Sophia entwickelte basierend auf ihrem Feedback einen strukturierten Verbesserungsplan.
Problem 1: Nervosität in Drucksituationen
Lösung: Regelmäßige Mock-Interviews. Sophia bat einen befreundeten Designer, jede Woche ein 30-minütiges Übungsinterview mit ihr zu führen. Sie simulierten realistische Szenarien, inklusive Design-Challenges.
Nach vier Wochen merkte sie: Die Nervosität nahm ab. Nicht weil sie weniger aufgeregt war, sondern weil sie routinierter wurde. Ihr Gehirn hatte gelernt: "Das ist keine Bedrohung, das ist eine bekannte Situation."
Problem 2: Zu schnelles Loslegen ohne Rückfragen
Lösung: Sophia erstellte eine mentale Checkliste für Case Studies und Design-Challenges:
- Aufgabe vollständig durchlesen oder anhören
- Mindestens 3 klärende Fragen stellen
- Laut denken: "Mein Verständnis der Aufgabe ist... Stimmt das?"
- Erst dann mit der Lösung beginnen
Sie übte diese Checkliste in jedem Mock-Interview, bis sie zur Gewohnheit wurde.
Problem 3: Unstrukturierte Präsentation ihrer Gedanken
Lösung: Sophia lernte Frameworks wie die "STAR-Methode" (Situation, Task, Action, Result) für Verhaltensfragen und das "Problem-Solution-Impact"-Framework für Design-Challenges. Diese Strukturen halfen ihr, ihre Gedanken klar zu organisieren.
Das "Deliberate Practice"-Prinzip: Übe nicht einfach viel, sondern übe gezielt die Dinge, die du schlecht kannst. Wenn du in technischen Fragen schwach bist, übe technische Fragen. Wenn du in Verhaltensfragen schwächelst, übe Storytelling. Gezieltes Üben ist 10x effektiver als allgemeines Üben.
Phase 5: Mental Reframing – deine Einstellung ändern
Tobias sah jedes Interview als Test, den er bestehen oder durchfallen konnte. Sophia änderte ihre Perspektive: Interviews waren Lernmöglichkeiten und wechselseitige Kennenlerngespräche.
Beim nächsten Mal besser: Aus jedem Interview lernst du. Trainiere jetzt mit KI-Feedback und gehe beim nächsten Gespräch selbstbewusster und vorbereiteter rein.
Von der Fixed Mindset zur Growth Mindset
Carol Dweck, eine renommierte Psychologin, unterscheidet zwischen zwei Denkweisen:
Fixed Mindset: "Ich bin entweder gut in Interviews oder nicht. Wenn ich scheitere, bin ich nicht gut genug."
Growth Mindset: "Interview-Skills kann man lernen. Wenn ich scheitere, ist das ein Hinweis darauf, was ich noch üben muss."
Sophia adoptierte bewusst die Growth Mindset. Nach jedem Interview – egal ob erfolgreich oder nicht – fragte sie sich: "Was habe ich gelernt? Was kann ich beim nächsten Mal besser machen?"
Die "Dankbarkeits-Technik" für Absagen
Klingt verrückt, aber Sophia begann, Absagen als Filter zu sehen. "Diese Absage hat mich vor einem Job bewahrt, der nicht gepasst hätte. Sie hat Platz geschaffen für den richtigen Job."
War das immer leicht? Nein. Aber diese Perspektive half ihr, nicht in Selbstmitleid zu versinken.
Phase 6: Breiter streuen und Optionen schaffen
Ein Fehler, den Tobias machte: Er setzte alles auf eine Karte. Er bewarb sich bei seinem Traumunternehmen, bereitete sich akribisch vor – und als es nicht klappte, war er am Boden zerstört.
Die "Pipeline-Strategie"
Sophia änderte ihre Herangehensweise. Statt sich auf ein Unternehmen zu fokussieren, baute sie eine "Bewerbungspipeline" auf:
- 3 "Traumjobs": Unternehmen, bei denen sie wirklich arbeiten wollte
- 5 "gute Fits": Unternehmen, die interessant waren, aber nicht die erste Wahl
- 3 "Übungskandidaten": Unternehmen, bei denen sie sich bewarb, um Interview-Erfahrung zu sammeln
Diese Strategie hatte zwei Vorteile:
- Sie hatte immer mehrere Optionen laufen, was den Druck von einzelnen Interviews nahm
- Sie konnte in "weniger wichtigen" Interviews üben und Feedback sammeln, bevor sie zu den Traumjobs ging
Timing strategisch planen
Sophia lernte auch, ihr Timing zu optimieren. Sie begann mit den "Übungskandidaten", sammelte Erfahrung und Feedback, verfeinerte ihre Strategie – und bewarb sich erst dann bei ihren Traumjobs.
Das mag berechnend klingen, aber es ist klug. Du würdest auch nicht bei einem Marathon starten, ohne vorher zu trainieren.
Die "3-5-3-Regel": Halte immer 3 Traumoptionen, 5 realistische Optionen und 3 Übungsoptionen in deiner Pipeline. Sobald eine abgeschlossen ist (egal ob positiv oder negativ), füge eine neue hinzu. So bleibst du aktiv und baust kontinuierlich Erfahrung auf.
Phase 7: Umgang mit wiederholtem Scheitern – wenn es einfach nicht klappt
Was aber, wenn du trotz aller Vorbereitung immer wieder Absagen bekommst? Wenn du 10, 15, 20 Mal abgelehnt wirst?
Die Geschichte von Daniel
Daniel, ein frischer BWL-Absolvent, bewarb sich nach seinem Master auf 27 Positionen im Bereich Unternehmensberatung. Er bekam 6 Interviews – und 6 Absagen. Er war am Verzweifeln.
Mit Hilfe eines Karrierecoaches analysierte er die Muster. Die Absagen kamen fast alle nach technischen Case-Interviews. Sein Problem: Er war gut in strategischem Denken, aber schwach in quantitativen Analysen.
Daniels Lösung war radikal: Er pausierte die Bewerbungen für zwei Monate und investierte diese Zeit komplett in die Verbesserung seiner Schwachstelle. Er belegte einen Online-Kurs für Case-Math, löste jeden Tag 5 Übungsaufgaben, arbeitete mit einem Tutor.
Nach zwei Monaten startete er einen neuen Bewerbungszyklus. Beim ersten Interview nach der Pause merkte er den Unterschied. Er war selbstbewusst, seine Berechnungen stimmten, seine Argumentation war schlüssig. Er bekam das Angebot.
Wann es Zeit ist für einen Strategiewechsel
Wenn du nach 10+ Absagen immer noch keine Fortschritte siehst, ist es Zeit für eine fundamentale Analyse:
- Bewirbst du dich auf die richtigen Positionen? Vielleicht sind deine Qualifikationen und Erfahrungen nicht passend für die Jobs, die du anstrebst.
- Ist deine Bewerbung das Problem? Vielleicht kommst du gar nicht erst zum Interview, weil dein CV oder Anschreiben schwach ist.
- Gibt es eine wiederkehrende Schwachstelle? Wenn du immer an der gleichen Stelle scheiterst (z.B. technische Fragen, Präsentationen), musst du diese gezielt angehen.
- Ist der Markt das Problem? Manchmal sind die Umstände schwierig – Wirtschaftskrise, überlaufene Branchen, regionale Unterschiede.
Sei ehrlich zu dir selbst. Manchmal braucht es externe Hilfe – einen Coach, einen Mentor, einen Karriereberater – um blinde Flecken zu erkennen.
Phase 8: Resilienz aufbauen – das psychologische Fundament
Wiederholte Absagen greifen das Selbstwertgefühl an. Umso wichtiger ist es, Resilienz aufzubauen.
Die "Erfolgs-Sammlung"
Sophia führte eine Liste all ihrer beruflichen Erfolge: Abschlüsse, Projekte, positives Feedback, gelöste Probleme. Wenn sie eine Absage bekam, öffnete sie diese Liste. Sie erinnerte sich daran, dass sie kompetent war – auch wenn ein einzelnes Interview nicht klappte.
Das Support-Netzwerk aktivieren
Jobsuche ist kein Solosport. Sophia hatte drei Freunde, die ebenfalls auf Jobsuche waren. Sie trafen sich wöchentlich (virtuell oder persönlich), tauschten Erfahrungen aus, gaben sich gegenseitig Mut, feierten kleine Erfolge.
Dieses Netzwerk war ihr emotionaler Anker in frustrierenden Zeiten.
Selbstfürsorge ernst nehmen
Jobsuche ist stressig. Sophia achtete bewusst darauf:
- Regelmäßiger Sport (3x pro Woche Joggen)
- Ausreichend Schlaf (mindestens 7 Stunden)
- Pausen zwischen Interviews (nicht 5 Interviews in einer Woche packen)
- Hobbys beibehalten (sie malte in ihrer Freizeit)
Das mag nebensächlich klingen, aber mentale und physische Gesundheit beeinflussen deine Performance in Interviews massiv.
Die "Ratio-Regel": Für jede Stunde, die du mit Bewerbungen und Interviews verbringst, verbringe mindestens 30 Minuten mit etwas, das dir Energie gibt (Sport, Hobbys, Freunde). Das verhindert Burnout und hält dich langfristig leistungsfähig.
Phase 9: Der Neustart – das nächste Interview mit neuer Strategie
Drei Monate nach ihrer ersten Absage hatte Sophia ein Interview bei einem anderen Design-Studio. Diesmal lief es anders.
Vor dem Interview
Sophia hatte ihre Hausaufgaben gemacht:
- Sie hatte das gesamte Portfolio des Studios durchgesehen
- Sie hatte drei Projekte identifiziert, die sie besonders spannend fand, und Fragen dazu vorbereitet
- Sie hatte ihre eigenen Case-Study-Beispiele optimiert und geübt, sie strukturiert zu präsentieren
- Sie hatte am Vorabend ein Mock-Interview gemacht, um "warm" zu sein
- Sie hatte eine Liste mit 10 möglichen Fragen und ihren Antworten durchgegangen
Während des Interviews
Als die Design-Challenge kam, machte Sophia alles richtig:
"Bevor ich beginne, habe ich ein paar Fragen zur Aufgabenstellung. Wer ist die primäre Zielgruppe? Welche Constraints gibt es – technisch, zeitlich, budgetär? Gibt es bestehende Design-Guidelines, die ich beachten sollte?"
Die Interviewer waren beeindruckt. "Gute Fragen. Die meisten Kandidaten legen direkt los."
Sophia arbeitete strukturiert. Sie erklärte ihren Denkprozess laut, zeigte verschiedene Ansätze, begründete ihre Entscheidungen. Sie wirkte nicht mehr gehetzt, sondern souverän.
Das Ergebnis
Eine Woche später bekam sie das Angebot. Aber das war nicht der einzige Gewinn. Sophia hatte gelernt, wie man mit Rückschlägen umgeht, wie man aus Fehlern lernt, wie man systematisch besser wird. Diese Fähigkeiten würde sie ihr ganzes Berufsleben lang brauchen.
Was du von Sophia lernen kannst – die Kernlektionen
Sophias Geschichte zeigt: Scheitern ist nicht das Ende. Es ist der Anfang eines Lernprozesses. Hier sind die Kernlektionen:
1. Emotionen zulassen, aber nicht darin versinken
Enttäuschung ist okay. Selbstmitleid auf Dauer ist es nicht. Setze dir eine Frist für emotionale Reaktionen, dann schalte in den Aktionsmodus.
2. Systematisch analysieren, was schiefgelaufen ist
Nicht jede Absage ist deine Schuld. Aber wenn es wiederkehrende Muster gibt, musst du sie erkennen und angehen.
3. Feedback ist Gold – auch wenn es wehtut
Frage nach Feedback. Sei offen für Kritik. Das sind die wertvollsten Informationen, die du bekommen kannst.
4. Gezielte Verbesserung schlägt allgemeines Üben
Identifiziere deine Schwachstellen und arbeite gezielt daran. Mock-Interviews, Coaching, strukturiertes Lernen – alles hilft.
5. Deine Einstellung bestimmt dein Outcome
Growth Mindset statt Fixed Mindset. Sieh Absagen als Lernchancen, nicht als persönliches Versagen.
6. Optionen schaffen reduziert Druck
Bewirb dich bei mehreren Unternehmen gleichzeitig. Das gibt dir psychologische Sicherheit und mehr Übungsmöglichkeiten.
7. Resilienz ist trainierbar
Baue Unterstützungsnetzwerke auf, pflege Selbstfürsorge, erinnere dich an deine Erfolge. Das hält dich mental stark.
Tobias heute – eine alternative Realität
Tobias bekam nach seiner ersten Absage noch vier weitere. Nach der fünften gab er auf. "Ich bin einfach nicht gut in Interviews", sagte er sich. Er nahm einen Job an, der weit unter seinen Qualifikationen lag. Er ist heute unglücklich und frustriert.
Hätte er Sophias Ansatz gewählt – Analyse, Feedback, gezieltes Üben, Resilienz – wäre seine Geschichte anders verlaufen.
Die Frage ist nicht, ob du scheiterst. Die Frage ist, was du danach tust.
Dein Aktionsplan nach einer Absage
Tag 1: Emotionen verarbeiten
- Erlaube dir, enttäuscht zu sein
- Sprich mit Freunden, gönn dir etwas Gutes
- Keine Analyse am ersten Tag – nur verarbeiten
Tag 2: Feedback einholen
- Schreibe eine höfliche E-Mail an das Unternehmen und bitte um Feedback
- Falls keine Antwort kommt: Überlege, wen du sonst fragen kannst (Freunde, Mentoren)
Tag 3-7: Analyse und Planung
- Führe die "5-Why"-Analyse durch
- Erstelle eine Liste: "Was lief gut? Was lief schlecht? Was mache ich anders?"
- Identifiziere 1-3 konkrete Verbesserungsbereiche
- Erstelle einen Trainingsplan für diese Bereiche
Woche 2-4: Gezieltes Üben
- Führe Mock-Interviews durch
- Arbeite an deinen identifizierten Schwachstellen
- Hole dir Feedback von Übungspartnern
- Verfeinere deine Antworten und Strategien
Ab Woche 4: Neustart mit verbesserter Strategie
- Bewirb dich bei neuen Unternehmen (nutze die Pipeline-Strategie)
- Gehe mit neuem Selbstvertrauen in Interviews
- Wende deine gelernten Verbesserungen an
- Dokumentiere weiterhin deine Learnings
Scheitern ist nicht angenehm. Aber es ist auch nicht endgültig. Jede Absage bringt dich näher zum richtigen Job – wenn du bereit bist, daraus zu lernen.
Bereit, deine Interview-Skills zu testen?
Übe mit KI-gestützten Interviews und erhalte personalisiertes Feedback.
Jetzt kostenlos übenHinweis: Die in diesem Artikel verwendeten Namen und Beispiele sind fiktiv und dienen der Veranschaulichung.