Tag 89: Als Karin realisierte, dass sie scheitern würde
Karin Hoffmann hatte 11 Tage bis zum Ende ihrer Probezeit. Sie dachte, es liefe gut. Dann rief ihr Chef sie ins Büro: "Karin, wir müssen reden. Ich bin nicht sicher, ob wir Sie übernehmen."
Schock. Sie hatte hart gearbeitet, Überstunden gemacht, war freundlich. Was lief falsch?
"Sie liefern gute Arbeit," sagte ihr Chef. "Aber Sie fragen nicht nach Feedback. Sie integrieren sich nicht ins Team. Sie wirken wie jemand, der hier durchläuft, nicht jemand, der bleiben will." Teamfit.
Karin hatte die Probezeit als Testphase für sich gesehen – nicht realisierend, dass sie auch getestet wurde. Jeden einzelnen Tag.
Sie bekam noch 30 Tage Verlängerung. Sie änderte radikal ihr Verhalten. Sie fragte aktiv nach Feedback, aß mit dem Team zu Mittag, initiierte Gespräche. Nach 30 Tagen: Übernahme.
Aber es war knapp. Zu knapp.
Was Probezeit wirklich bedeutet: Der 360-Grad-Test
HR-Managerin Lisa Schmidt erklärt die Realität: "Probezeit ist nicht nur fachliche Performance. Es ist Culture-Fit, Teamintegration, Kommunikation, Lernbereitschaft, Initiative. Wir beobachten alles."
Die härteste Wahrheit: In der Probezeit ist die Kündigungsfrist nur 2 Wochen. Die Firma kann dich mit minimalem Aufwand loswerden. Du hast keinen Kündigungsschutz. Du bist auf Bewährung.
Statistik: 15-20% der Probezeitverhältnisse enden vorzeitig. Das ist jede fünfte bis sechste Person.
Die brutale Wahrheit: Alles, was du in den ersten 90 Tagen tust (oder nicht tust), wird bewertet. Jedes Meeting, jedes Mittagessen, jede E-Mail. Unterschätze das nie.
Die 30-60-90-Tage-Strategie
Karrierecoach Thomas Richter strukturiert Probezeit in drei Phasen:
Tage 1-30: Lernen und Beobachten
Ziel: Verstehen, wie der Laden läuft.
Fokus-Bereiche:
- Menschen kennenlernen (nicht nur dein Team – auch angrenzende Teams)
- Prozesse verstehen (auch wenn sie dir seltsam vorkommen)
- Kultur decodieren (Was wird wirklich geschätzt? Nicht was im Handbuch steht, sondern was gelebt wird)
- Quick Wins identifizieren (kleine Dinge, die du verbessern kannst)
- Fragen stellen (so viel wie möglich – in 30 Tagen ist es akzeptiert, danach wird's kritisch)
Deliverable am Tag 30: Ein 1-Seiter: "Was ich gelernt habe, was ich noch lernen will, erste Ideen"
Julia Weber machte das. Ihr Chef war beeindruckt: "Die wenigsten Neuen reflektieren so strukturiert."
Tage 31-60: Liefern und Integrieren
Ziel: Erste echte Resultate zeigen.
Fokus-Bereiche:
- Quick Wins umsetzen (2-3 kleine Verbesserungen, die sichtbar sind)
- Erstes größeres Projekt übernehmen (mit Unterstützung)
- Aktiv im Team mitwirken (nicht nur dabei sein, sondern beitragen)
- Feedback einholen (proaktiv fragen: "Wie läuft's aus Ihrer Sicht?")
- Netzwerk erweitern (Kaffee mit Leuten aus anderen Abteilungen)
Deliverable am Tag 60: Ein konkretes Ergebnis, das du vorweisen kannst
Robert Schmidt übernahm ein stagnierendes Projekt, brachte es zum Abschluss. Am Tag 60 präsentierte er es. Das war sein "Ich gehöre hierher"-Moment.
Tage 61-90: Beweisen und Festigen
Ziel: Zeigen, dass du langfristig wertvoll bist.
Fokus-Bereiche:
- Eigenständig arbeiten (weniger Fragen, mehr Liefern)
- Initiative zeigen (Probleme ansprechen, Lösungen vorschlagen)
- Kultur verstehen und leben (Du bist nicht mehr neu, du bist Teil des Teams)
- Langfristig denken (Nicht nur heutige Tasks, sondern nächstes Quartal)
- Das Übernahmegespräch vorbereiten (Was du erreicht hast, was du vorhast)
Deliverable am Tag 90: Ein "Reflection Document": Was du erreicht hast, was du learned hast, was du im nächsten Jahr vorhast
Nina Hoffmann ging mit diesem Dokument in ihr 90-Tage-Gespräch. Ihr Chef hatte auch Notizen vorbereitet – aber Ninas Selbstreflexion beeindruckte ihn mehr als seine eigene Evaluation.
Insider-Regel: Die meisten Firmen entscheiden um Tag 60-70, ob sie dich übernehmen. Tag 90 ist oft nur Formalie. Die kritische Phase ist Woche 8-10. Dort musst du glänzen.
Die 7 tödlichen Probezeit-Fehler
Recruiter Sarah Becker hat Hunderte Probezeitkündigungen gesehen. Die häufigsten Gründe:
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Fehler 1: Zu schnell zu viel ändern wollen
Michael kam aus einem Startup, wechselte in einen Konzern. Tag 3 schlug er vor, "die ganze Projekt-Struktur umzukrempeln." Sein Team dachte: "Arrogant. Versteht unseren Kontext nicht."
Richtig: Erst verstehen, dann vorschlagen. "Ich habe beobachtet, dass X. Ich hatte in meiner letzten Firma Y gemacht. Könnte das hier auch funktionieren?"
Fehler 2: Sich nicht integrieren
Laura aß jeden Mittag alleine, weil sie "produktiv sein" wollte. Das Team dachte: "Sie will nicht zu uns gehören."
Richtig: Mittagessen mit dem Team ist kein verschwendete Zeit – es ist Investment in Beziehungen. Mindestens 3x/Woche.
Fehler 3: Keine Fragen stellen
Thomas wollte nicht "dumm wirken", also fragte er nie. Er machte Fehler, die vermeidbar gewesen wären.
Richtig: In den ersten 30 Tagen ist JEDE Frage legitim. Lieber 10x zu viel fragen als 1x zu wenig.
Fehler 4: Kein Feedback einholen
Sophie wartete auf das 90-Tage-Gespräch. Zu spät – Probleme hatten sich verfestigt.
Richtig: Nach 2 Wochen, nach 4 Wochen, nach 8 Wochen: "Wie läuft's aus Ihrer Sicht? Wo kann ich mich verbessern?"
Fehler 5: Zu viel versprechen
Robert sagte im Interview: "Ich kann X in 3 Monaten aufbauen." Nach 3 Monaten: 50% fertig. Enttäuschung.
Richtig: Underpromise, overdeliver. Lieber positiv überraschen als enttäuschen.
Fehler 6: Die alte Firma ständig erwähnen
"Bei meiner alten Firma haben wir das so gemacht..." Julia sagte das 50x. Ihr Team war genervt.
Richtig: Deine alte Erfahrung ist wertvoll, aber dosiert einbringen. Nicht als Standard, sondern als Option.
Fehler 7: Nicht sichtbar machen, was du leistest
Martin arbeitete hart, aber unsichtbar. Sein Chef wusste nicht, was er tat. "Ich sehe keine Ergebnisse," war das Feedback.
Richtig: Wöchentlicher 1-Pager an deinen Chef: Was du diese Woche erreicht hast. Kein Prahlerei, sondern Information.
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Jetzt kostenlos übenHinweis: Die in diesem Artikel verwendeten Namen und Beispiele sind fiktiv und dienen der Veranschaulichung.