Als Leons Laptop mitten im Interview abstürzte
Leon war 20 Minuten in sein Online-Interview für eine Senior Developer Position. Er präsentierte gerade ein Code-Beispiel, als sein Bildschirm schwarz wurde. Laptop-Absturz. Totalausfall.
Zehn Sekunden Stille. Dann hörten die Interviewer ihn lachen: "Okay, das ist ironisch – ich präsentiere gerade eine stabile Softwarearchitektur und mein eigenes System crashed. Geben Sie mir zwei Minuten, ich starte neu."
Leon blieb ruhig, startete seinen Backup-Laptop, war 90 Sekunden später wieder online und fuhr nahtlos fort: "So, wo waren wir? Ah ja, bei der Fehlerbehandlung – ein passendes Thema gerade." Die Interviewer lachten. Die Spannung war gelöst.
Am Ende des Gesprächs sagte der Hiring Manager: "Ihre Reaktion auf das technische Problem hat uns mehr über Sie gezeigt als jede Verhaltens-Frage. Sie bleiben unter Druck gelassen und behalten Humor. Genau das brauchen wir."
Leon bekam die Stelle – nicht trotz, sondern teilweise wegen des unerwarteten Moments.
Ganz anders reagierte Sabrina in einer ähnlichen Situation. Als ihr Internet mitten im Interview ausfiel, geriet sie in Panik. Sie brauchte fünf Minuten, um wieder online zu kommen, wirkte danach gestresst und nervös, verlor den Faden. Die Interviewer merkten: Sie kommt mit unerwarteten Situationen nicht gut klar. Die Absage folgte. Stressfragen.
Warum unerwartete Situationen wertvolle Informationen liefern
Unerwartete Momente im Interview sind gefürchtet – aber sie sind Goldminen für Recruiter. In geplanten, strukturierten Antworten können Kandidaten sich verstellen. In unerwarteten Situationen zeigt sich der wahre Charakter.
Interviewer beobachten in solchen Momenten:
- Stressresilienz: Bleibst du ruhig oder panisch?
- Problemlösungskompetenz: Findest du schnell Lösungen?
- Kommunikation unter Druck: Wie sprichst du, wenn es unangenehm wird?
- Humor und Perspektive: Kannst du über dich selbst lachen?
- Professionalität: Bleibst du höflich auch wenn etwas schiefgeht?
Studien zeigen: Viele Hiring Manager bewerten Kandidaten höher, die in unerwarteten Situationen Gelassenheit und Lösungsorientierung zeigen.
Du kannst unerwartete Situationen nicht vermeiden – aber du kannst deine Reaktion trainieren. Übe mentale Szenarien: Was würdest du tun, wenn X passiert?
Kategorie 1: Technische Pannen (besonders bei Video-Interviews)
Internet-Ausfall oder schlechte Verbindung
Sofort-Reaktion:
"Entschuldigung, ich habe gerade Verbindungsprobleme. Lassen Sie mich kurz..."
Was du tun solltest:
- Schalte Video aus, nur Audio (reduziert Bandbreite)
- Wechsle zu mobilem Hotspot wenn möglich
- Wenn's nicht besser wird: "Kann ich Sie in 2 Minuten zurückrufen? Ich wechsle die Verbindung."
- Habe die Telefonnummer des Interviewers parat als Backup
Nach der Lösung:
"Vielen Dank für Ihre Geduld. Wo waren wir? Ah ja, Sie hatten gefragt nach..."
Software-Probleme (nicht-teilbarer Bildschirm, Mikro-Ausfall, etc.)
Annas Erfahrung: Ihr Bildschirm wollte nicht teilen während einer Präsentationsaufgabe. Statt in Panik zu geraten, sagte sie: "Die Screen-Share-Funktion streikt gerade. Darf ich Ihnen alternativ verbal durchgehen, was ich zeigen wollte? Oder ich sende es nach dem Gespräch zu?"
Die Interviewer wählten Option zwei. Anna schickte nach dem Gespräch ein ausführliches PDF mit ihren Slides plus Notizen. Das zeigte Problemlösungskompetenz UND Nachfass-Kompetenz.
Laptop-/Computer-Absturz
Vorbereitung ist alles:
- Habe einen Backup-Laptop oder Tablet bereit
- Speichere Zoom/Teams-Links auf deinem Handy
- Habe die Telefonnummer oder E-Mail des Interviewers griffbereit
Im Notfall:
Nutze dein Handy, um zu informieren: "Mein Computer ist abgestürzt, ich bin in 2 Minuten zurück" (per Chat oder SMS)
Teste deine Technik 30 Minuten vor dem Interview: Internet, Kamera, Mikro, Screenshare, Beleuchtung. Schließe alle anderen Programme.
Kategorie 2: Äußere Störungen
Lärm von draußen (Bauarbeiten, Sirenen, Nachbarn)
Tims Strategie: Mitten in seiner Antwort startete draußen ein Presslufthammer. Tim pausierte, lächelte und sagte: "Entschuldigung, meine Nachbarn haben perfektes Timing. Können Sie mich noch verstehen oder soll ich näher ans Mikro?"
Die Interviewer lächelten: "Wir hören Sie gut." Tim fuhr fort, als wäre nichts gewesen. Später im Feedback: "Ihre gelassene Reaktion war beeindruckend." negatives Feedback.
Was du tun kannst:
- Kurz anerkennen: "Entschuldigung für den Lärm"
- Wenn zu laut: "Kann ich kurz mein Fenster schließen?" oder "Lassen Sie mich in einen ruhigeren Raum wechseln."
- Weitermachen wie geplant
Haustiere oder Kinder im Hintergrund
Julias Katzen-Moment: Ihre Katze sprang mitten im Interview auf ihren Schoß und ins Bild. Julia lachte: "Das ist Luna, meine sehr neugierige Kollegin im Homeoffice. Entschuldigung!" Sie setzte die Katze sanft weg und fuhr fort.
Die Interviewer fanden es charmant und menschlich. Einer sagte später: "Wir arbeiten viel remote – es ist gut zu sehen, dass Sie damit natürlich umgehen."
Was du tun solltest:
- Ideal: Vermeiden (Tür zu, Partner kümmert sich um Kinder/Tiere)
- Falls es passiert: Kurz entschuldigen, mit Humor nehmen, schnell lösen, weitermachen
- NICHT: Über 30 Sekunden damit beschäftigt sein oder gestresst wirken
Unerwartete Besucher (Lieferung, Nachbar klingelt)
Reaktion:
"Entschuldigung, es klingelt an der Tür. Darf ich 30 Sekunden...?"
Kurz zur Tür, abwimmeln oder schnell annehmen, zurück zum Interview:
"Vielen Dank für Ihre Geduld. Wo waren wir?"
Kategorie 3: Unerwartete Fragen oder Aufgaben
Eine Frage, die du nicht erwartet hast
Beispiel: "Verkaufen Sie mir diesen Stift" (für eine Nicht-Sales-Rolle)
Pauls gelassene Reaktion:
"Das ist eine interessante Aufgabe. Darf ich kurz nachdenken?" (10 Sekunden Pause) "Okay, also: Sie sind gerade in einem wichtigen Meeting und merken, dass Ihr Stift leer ist. Sie brauchen dringend einen neuen – dieser hier ist griffbereit, schreibt sofort und Sie verpassen keine wichtige Notiz. Würde das helfen?"
Die Interviewer nickten anerkennend. Paul hatte Struktur bewahrt, nachgedacht und eine plausible Antwort gegeben – ohne in Panik zu geraten.
Die Formel für unerwartete Fragen:
- Pause nehmen: "Gute Frage, lassen Sie mich kurz überlegen."
- Laut denken: "Mein erster Gedanke wäre... aber ich würde auch... berücksichtigen."
- Struktur nutzen: "Ich würde das in drei Teilen betrachten: Erstens... Zweitens... Drittens..."
- Ehrlich sein wenn nötig: "Das liegt außerhalb meiner direkten Expertise, aber mein Ansatz wäre..."
Spontane Präsentation oder Case Study
Situation: "Können Sie uns in 5 Minuten zeigen, wie Sie Projekt X angehen würden?"
Lenas Reaktion:
"Klar, gerne. Darf ich kurz meine Gedanken sammeln?" (30 Sekunden Notizen machen)
Dann strukturierte Präsentation:
- Problem-Definition (30 Sek)
- Lösungsansatz (2 Min)
- Erwartete Ergebnisse (1 Min)
- Nächste Schritte (1 Min)
- Fragen (30 Sek)
Lena gewann durch Struktur trotz Überraschung. Die Interviewer waren beeindruckt von ihrer Fähigkeit, spontan zu organisieren.
Wenn du spontan präsentieren musst: Kaufe dir 30 Sekunden mit "Darf ich kurz nachdenken?", mache Stichpunkte, nutze eine einfache Struktur (Problem-Lösung-Ergebnis).
Kategorie 4: Unangenehme oder konfrontative Momente
Eine kritische Frage zu deinem Lebenslauf
Beispiel: "Ich sehe hier eine Lücke von 8 Monaten. Was war da los?"
Übung macht den Meister: Trainiere flexible Reaktionen auf Unerwartetes. Du erhältst sofort Feedback zu deinen Antworten.
Schlechte Reaktion (defensiv): "Das geht Sie eigentlich nichts an, das war privat."
Gute Reaktion (ehrlich und fokussiert): "Gute Frage. Ich hatte eine gesundheitliche Herausforderung, die ich inzwischen vollständig überwunden habe. In der Zeit habe ich online Kurse gemacht, um meine Skills aktuell zu halten. Seitdem arbeite ich wieder Vollzeit ohne Einschränkungen."
Kurz, ehrlich, fokussiert auf die Zukunft.
Kritik an einer vorherigen Antwort
Beispiel: "Ihr Ansatz würde in unserem Kontext nicht funktionieren, weil..."
Max' souveräne Reaktion:
"Das ist ein guter Punkt, danke für die Klarstellung. Ich hatte angenommen, dass X der Fall ist – aber wenn Y zutrifft, würde ich meinen Ansatz anpassen zu... Macht das mehr Sinn?"
Das zeigt: Lernfähigkeit, keine Ego-Verteidigung, Flexibilität.
Interviewer wirkt gelangweilt oder desinteressiert
Was du wahrnimmst: Interviewer schaut auf Handy, gähnt, wirkt abwesend.
Was dahinterstecken könnte: Langer Tag, viele Interviews, persönliche Probleme – hat nichts mit dir zu tun.
Was du tun kannst:
- Nicht persönlich nehmen
- Energie hochhalten (aber nicht übertreiben)
- Konkrete, knackige Antworten geben
- Nachfragen: "Macht es Sinn, wenn ich das noch vertiefen oder sollen wir weitergehen?"
Nina erlebte das: Ein Interviewer wirkte komplett gelangweilt. Sie blieb professionell, hielt ihre Energie hoch und stellte am Ende gute Fragen. Später erfuhr sie: Der Interviewer hatte einen Familiennotfall erfahren kurz vor dem Gespräch, war aber verpflichtet, das Interview durchzuführen. Nina bekam die Stelle trotzdem.
Kategorie 5: Fehler die DU machst
Du kommst zu spät
Sofort: Informiere sie so früh wie möglich (Call oder SMS wenn du die Nummer hast, sonst E-Mail)
Message: "Guten Tag, ich stecke leider im Verkehr/habe ein technisches Problem. Ich werde ca. 10 Minuten zu spät sein. Bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeit. Ist das okay oder sollen wir einen neuen Termin vereinbaren?"
Wenn du ankommst:
"Nochmals vielen Dank für Ihre Flexibilität. Ich hatte [kurze, sachliche Erklärung]. Das passiert mir normalerweise nicht."
Dann SOFORT zurück zum Interview. Nicht 5 Minuten über die Verspätung reden.
Du nennst den falschen Firmennamen
Peters Fauxpas: "Deshalb möchte ich so gerne bei TechCorp arbeiten" – er war bei DataSystems im Interview.
Seine Reaktion (perfekt):
"Oh Gott, Entschuldigung – DataSystems natürlich! Ich hatte heute Morgen ein anderes Interview und mein Gehirn ist wohl noch dort. Das war wirklich unprofessionell von mir."
Die Interviewer lächelten verständnisvoll. Peter hatte sofort acknowledged, sich entschuldigt und Menschlichkeit gezeigt. Er bekam die Stelle.
Was du NICHT tun solltest: So tun, als wäre nichts gewesen oder es beschönigen.
Du weißt eine Antwort wirklich nicht
Frage: "Wie würden Sie Machine Learning nutzen, um dieses Problem zu lösen?"
Ehrliche Reaktion:
"Das ist außerhalb meiner aktuellen Expertise – ich habe bisher nicht direkt mit Machine Learning gearbeitet. Aber mein Ansatz wäre, erst zu verstehen, ob ML hier überhaupt die richtige Lösung ist oder ob klassische statistische Methoden ausreichen. Dann würde ich mit Data Scientists zusammenarbeiten, um den besten Ansatz zu finden. Ich lerne schnell und könnte mich in ML einarbeiten, wenn das für die Rolle wichtig ist."
Ehrlichkeit + Lösungsorientierung + Lernbereitschaft = Stark.
"Ich weiß es nicht" ist eine akzeptable Antwort – wenn du zeigst, wie du es herausfinden würdest oder dass du bereit bist zu lernen.
Die STAR-Methode für unerwartete Situationen
Du kannst sogar in unerwarteten Momenten STAR nutzen – mental, um strukturiert zu bleiben:
Situation: Was ist gerade passiert? (Tech-Problem, unerwartete Frage, etc.)
Task: Was muss ich jetzt tun? (Problem lösen, Frage beantworten, Ruhe bewahren) Ruhe und Selbstbewusstsein.
Action: Welche konkreten Schritte nehme ich? (Neustart, Pause nehmen, ehrlich sein)
Result: Was ist das gewünschte Ergebnis? (Weitermachen, Professionalität zeigen, Vertrauen aufbauen)
Diese mentale Struktur hilft, auch in Stressmomenten klar zu denken.
Vorbereitung: Das Notfall-Kit für Interviews
Technisch:
- Backup-Laptop oder Tablet
- Mobiler Hotspot (Smartphone)
- Interviewer-Kontaktdaten auf mehreren Geräten
- Meeting-Links auf Handy und Laptop
- Kopfhörer mit Mikro als Backup
Räumlich:
- Ruhiger Raum mit geschlossener Tür
- "Bitte nicht stören"-Schild
- Partner/Familie informiert über Interview-Zeit
- Haustiere in anderem Raum
Mental:
- Mentale Szenarien durchgespielt: "Was wenn...?"
- Atemübung für Stressmomente parat
- Mantra: "Ich bleibe ruhig, egal was passiert"
Die 5-Sekunden-Regel für Reaktionen
Wenn etwas Unerwartetes passiert, nimm dir 5 Sekunden bevor du reagierst:
- Tief einatmen
- Situation erfassen
- Beste Reaktion überlegen
- Ruhig antworten/handeln
Diese 5 Sekunden verhindern Panik-Reaktionen und lassen dich professionell wirken.
Sophie nutzte das: Als ihr Kind plötzlich ins Zimmer kam und weinte, pausierte sie 5 Sekunden, sagte dann ruhig: "Entschuldigung, ein kleiner Notfall – darf ich zwei Minuten?" Sie kümmerte sich um ihr Kind, kam zurück und sagte: "Vielen Dank für Ihre Geduld. Wo waren wir?" Die Interviewer schätzten ihre Ruhe unter Druck.
Nach dem unerwarteten Moment: Nicht drauf rumreiten
Häufiger Fehler: Nach einem unerwarteten Moment ständig darauf zurückkommen.
Schlecht: "Entschuldigung nochmal wegen vorhin... Ich hoffe, das war okay... Tut mir wirklich leid..."
Gut: Einmal kurz ansprechen/lösen, dann weitermachen als wäre nichts gewesen.
Deine Ruhe und Normalität signalisieren: "Ich kann mit Unvorhergesehenem umgehen und verliere mich nicht darin."
Fazit
Leon hat gezeigt: Unerwartete Situationen sind keine Katastrophen – sie sind Chancen, deinen wahren Charakter zu zeigen. Seine gelassene, humorvolle Reaktion auf den Laptop-Crash hat ihm die Stelle eingebracht.
Sabrina lernte: Panik und Stressanfälligkeit fallen in unerwarteten Momenten besonders auf. Interviewer beobachten genau, wie du reagierst wenn der Plan nicht aufgeht.
Unerwartete Situationen im Interview sind unvermeidlich – aber deine Reaktion ist kontrollierbar. Mit guter Vorbereitung, mentaler Flexibilität und der Fähigkeit, Ruhe zu bewahren, kannst du sie in Stärken verwandeln.
Bereite das Backup-Kit vor. Übe mentale Szenarien. Atme tief durch wenn etwas schiefgeht. Zeige Humor und Menschlichkeit. Und vor allem: Mach weiter als wäre nichts gewesen.
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