Soziale Arbeit ist mehr als ein Beruf – es ist eine Haltung. Im Bewerbungsgespräch geht es weniger um Faktenwissen als um deine Persönlichkeit, Reflexionsfähigkeit und professionelle Haltung. Arbeitgeber wollen sehen: Kannst du Menschen in Krisen begleiten, ohne selbst auszubrennen?
Insider-Tipp: Informiere dich vor dem Gespräch über das Leitbild der Einrichtung und die Zielgruppe. Ob Jugendamt, Suchtberatung oder Flüchtlingshilfe – jedes Arbeitsfeld hat eigene Herausforderungen. Zeige, dass du weißt, worauf du dich einlässt.
Die Balance: Empathie und professionelle Distanz
Die wichtigste Frage im Gespräch: Wie schaffst du es, die Schicksale deiner Klient*innen nicht mit nach Hause zu nehmen? Arbeitgeber wollen keine Helfersyndrom-Kandidaten, sondern reflektierte Fachkräfte.
Bereite konkrete Strategien vor:
- Supervision: Regelmäßige Fallbesprechungen als professionelles Tool
- Abgrenzung: Klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben
- Kollegialer Austausch: Belastendes im Team besprechen, nicht alleine tragen
- Ausgleich: Sport, Hobbys, Familie als Ressourcen
Häufiger Fehler: Zu idealistisch auftreten. "Ich will die Welt retten" ist keine gute Antwort. Zeige Pragmatismus: Wie gehst du mit bürokratischen Hürden, knappen Ressourcen und Klient*innen um, die keine Hilfe wollen?
Fallbeispiele vorbereiten – anonymisiert!
Du wirst gebeten werden, von konkreten Fällen zu erzählen. Bereite 2-3 Beispiele vor, die deine Methodenkompetenz zeigen:
- Ein erfolgreicher Fall: Was war das Problem? Welche Methode hast du angewandt? Was war das Ergebnis?
- Ein schwieriger Fall: Was hat nicht funktioniert? Was hast du daraus gelernt?
- Ein ethisches Dilemma: Wie hast du eine schwierige Entscheidung getroffen?
Wichtig: Anonymisiere alle Fälle sorgfältig – Schweigepflicht gilt auch im Bewerbungsgespräch!
Methodenkompetenz zeigen
Arbeitgeber wollen sehen, dass du mehr als "nett zuhören" kannst. Erwähne konkrete Methoden:
- Systemische Beratung und Familienarbeit
- Motivierende Gesprächsführung
- Case Management und Netzwerkarbeit
- Ressourcenorientierte Ansätze
- Krisenintervention und Deeskalation
Gehaltsverhandlung nach TVöD SuE
Die meisten Träger im öffentlichen Dienst zahlen nach TVöD SuE (Sozial- und Erziehungsdienst). Die Eingruppierung hängt von der Tätigkeit ab:
- S 11b: Sozialarbeiter*innen mit staatlicher Anerkennung (ca. 44.500-58.000€/Jahr)
- S 12: Mit schwierigen Tätigkeiten, z.B. ASD, Suchtberatung (ca. 46.000-64.000€/Jahr)
- S 14: Mit besonders schwierigen Tätigkeiten, z.B. Kinderschutz (ca. 48.000-66.000€/Jahr)
- S 15-S 17: Leitungsfunktionen (ca. 52.000-79.000€/Jahr)
Tipp: Lass dir Berufsjahre anrechnen! Mit Erfahrung kannst du in Stufe 3 oder höher einsteigen statt bei Stufe 1.
Verhandlungstipp: Frag auch nach Zusatzleistungen: Fortbildungsbudget, Supervision, Jobticket, betriebliche Altersvorsorge. Bei freien Trägern ist das Gehalt oft Verhandlungssache.
Netzwerkarbeit als Kernkompetenz
Sozialarbeit bedeutet Vernetzung. Zeige deine Kenntnisse über:
- Das lokale Hilfesystem (Beratungsstellen, Ämter, Selbsthilfegruppen)
- Kooperationspartner (Schulen, Polizei, Gesundheitsamt)
- Finanzierungsmöglichkeiten für Klient*innen
Eine gute Antwort zeigt: Du arbeitest nicht als Einzelkämpfer, sondern orchestrierst ein Netzwerk um die Klient*innen herum.
Fragen, die du stellen solltest
Gute Fragen zeigen, dass du die Branche kennst:
- "Gibt es regelmäßige Supervision und wer trägt die Kosten?"
- "Wie groß ist das Team und wie werden die Fälle verteilt?"
- "Welches Fortbildungsbudget steht zur Verfügung?"
- "Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus – wie viel Klientenkontakt vs. Dokumentation?"
Übung macht den Meister: Trainiere Fallbesprechungen und ethische Dilemmas. Die Fragen passen sich an deine Antworten an – genau wie in einem echten Gespräch.
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